Die Quickmill-Thermoblock Maschinen I.Teil

Die Quickmill-Thermoblock Maschinen I.Teil

Die Quickmill Thermoblock Maschinen

Die häufigsten Gründe des Kaffeegourment sich keine "ordentliche" Espressomaschine daheim hinzustellen, und weiterhin auf minderwertigen Vollautomatenkaffee oder teuren und lieblosen Kapselkaffee zu setzen, sind neben der (fälschlich angenommen) umständlichen Bedienung immer wieder die relativ hohen Anfangskosten, der große Stellplatz und auch die relativ langen Aufheizzeiten der "richtigen" Espressomaschinen.
Es gibt natürlich eine ganze Menge Anbieter, die hier gegen steuern, mit manchmal auch stylischen Mini-Espressomaschinen alla Francis, Krups und Gastroback. Der Elektro"Fachmarkt" ist voll von solchen und ähnlichen Geräten - der potenzielle Käufer oftmalls sehr entäuscht, oder zumindest nur solange zufrieden, bis man mal was besseres erlebt...
Auch gibts aber einige berühmte Mini-Kesselgeräte, die zumindest einen ordentlichen Espresso produzieren können - damit muss man aber auch oftmals mit einigen Kompromissen leben.

Bevor ich nun - natürlich meinen etwas subjektiv gefärbten - aber zumindest versucht, objektiven Bericht abgebe, möchte ich hinzufügen, dass wir in unserem fast 17 jährigen Bestehen auch schon mit diversen Geräten der "Einstiegsklasse" gearbeitet haben und diese auch verkauft haben, etliche davon immer noch im Service annehmen.
Unter anderem haben wir einige Hundert Lelit PL51, PL40 etc. verkauft. Etliche Isomac Vipers, Giadas, Brios oder auch Mavericks. Mini Pavonis, und zu letzt auch die Bezzera Hobby.
Auch wenn der eine oder andere Kunde mit seinem Gerät sehr zufrieden war, waren wir letzten Endes eher nicht zufrieden. Gerade die kleinen Geräte verlangen dem Benutzer sehr viel mehr Können ab, als die "Großen".
Hinzu kamen bei Lelit unverhältnissmäßig viele Garantieprobleme - bei Isomac extrem umständliche Brühkopfdichtungswechsel, und Dichtungsprobleme beim Kessel bei Bezzera... machte alles keinen Spaß.
Den Quickmill Thermoblock Geräten stand ich immer sehr skeptisch gegenüber, Thermoblock ist erstmal was "böses" kommt ja vom Vollautomat. Aber nachdem ich mir das Ganze mal wirklich angeschaut habe, muss ich meine Meinung doch z.T. revidieren....

Aber fangen wir mal mit dem Technischen an:

Zentrales Element einer Thermoblock Maschine ist natürlcih der Thermoblock, hier hat Quickmill seinen eigenen, der so aussieht:

QU-AL0900SCL

Ein eher unscheinbarer Metallklotz mit zwei Stromeingängen und zwei Wassereingängen...
Schematisch sieht das so aus:

Thermoblock

Im Prinzip ist ein Thermoblock nicht anderes als eine längere Wasserleitung durch einen Metallblock, sowie eine Heizspindel, die hier ebenfalls eingegossen ist.
Der Block wird mit der Heizung aufgeheizt, über Anlegethermostate auf eine richtige Temperatur gehalten. Das Wasser läuft durch die entsprechende Leitung und nimmt dann eben die gewünschte Themperatur an.
Bei der genauen Definition gibts zwar kleinere Unterschiede, aber man versteht unter dem Begriff Durchlauferhitzer nichts anderes.

Vorteil ist hier erstmal die sehr geringe Aufheizzeit. Eine 0820 von Quickmill ist in ca. 5 Minuten einsatzbereit.
Auch der reltaiv geringe Preis wäre hier ein dicker Vorteil.
Thermoblockgeräte dieser Bauart sind relativ resistent gegen Verkalkung, da hier kaum Wasser steht.
Es besteht ein relativ geringer Energieverbaruch und letztlich bei den "Ein-Thermoblock-Maschinen" eine sehr kurze Wartezeit zwischen Kaffee- und Dampfbezug.

Nachteile bei den Geräten sind erstmal die "Intrashot Temperaturstabilität" das heißt, dass bereits während einem normalen Espressobezug von 30ml, die Temperatur des Brühwassers deutlich abfällt.
Die "Intershot" Temperaturstabilität ist ebenfalls erstmal keine Stärke der "kleinen" Thermoblock Maschinen, bei den Baureihen 08.. und 03.. ist ein gewisses Temperatursurfen schon der bessere Weg um eine gute, gleichbleibende Qualität zu erreichen.
Mit der neuen "Evo-Linie" also den Geräten der Bauserie 31.. und 32... ist aber zumindest dieses Problem gelöst, da durch den anliegenden PID eine relativ hohe Intershot Temperaturstabilität gegeben ist.
Die relativ geringe Dampfpower kommt von der Art und Weise wie hier der Dampf produziert wird, (Thermoblock wird einfach auf eine deutlich höhere Temperatur geheizt) dafür ist die Dampfkapazität sehr groß. Ist der Thermoblock erstmal auf Temperatur, kann man theoretisch den gesamten Tank leer dampfen.

Insgesamt empfinde ich die "kleinen" Geräte schon als sehr interessante Baurreihen auf dem Markt, insbesondere bei begrenztem Budget schon sehr erwähnenswert.
Die neue Evo Linie ist im Vergleich zu den Mitbewerbern immer noch sehr günstig, aber wohl eher an ambitionierte Anwender gerichtet, die einen Wert auf schnelles Aufheizen legen - zum Fazit aber später. Schauen wir uns erstmal die Geräte an.

Über die eher nervige Angwohnheit von Quickmill ihre Maschinen zu nummerieren, kann ich inzwischen hinwegsehen, da die Geräte mittlerweile zumindest einen schönen Beinamen bekommen.

Die Bauserie besteht aus:
0820 Stretta einfacher Termoblock (old) günstiges ABS Gehäuse erhältlich in schwarz und rot sowie auf Anfrage in gelb, grün und weiß.

S-Quickmill-Stretta-DSC_2984


0835 Retro einfacher Thermoblock mit integrierter Mühle, günstige ABS Gehäuse erhältlich in schwarz und rot sowie auf Anfrage in gelb, grün und weiß.

S-Quickmill-Retro-DSC_2967


03000 Orione einfacher Thermoblock aber in robustem, schönem Edelstahlgehäuse:

3000I


03004 Cassiopea doppelter Thermoblock (einmal für Dampf/einmal für Kaffee) in ordentlichem Edelstahlgehäuse:

3004I


03035 Pegaso einfacher Thermoblock mit integrierter Mühle und ordentlichem Edelstahlgehäuse.

3035

Die Evo Baureihe also mit Thermoblock, PID und einstellbarem Expansionsventil (mehr dazu später) besteht aus:
3130 Evo einfacher Thermoblock mit Drucktastensteuerung
3140 Evo doppelter Thermoblock (Kaffee/Dampf) und Drucktastensteuerung

 

3140

3230 Evo einfacher Thermoblock mit Touchscreen
3240 Evo doppelter Thermoblock (Kaffee/Dampf) mit Touchscreen
3230
Statt der 0 in der Modellbezeichnung eine 5, und wir haben das jeweilige Model mit integrierter Mühle...

3145

3235

Insgesamt also 13 Modelle (mit den unterschiedlichen Farben sogar 21).
Schon keine allzu kleine Auswahl...

Fangen wir mal mit der Kleinsten an, der 0820 Stretta.
Sie ist momentan für unter 400€ zu haben, und damit schon mal ein echter Preisknaller.

Wenn man sich in die Richtung orientiert, sollte man zuerst aber für sich selbst entscheiden, ob das Aussehen der 0820 eher billigem ABS-Plastik Design mit obligatorischem Italien-Flaggen-Aufkleber und Armutszeugnis der Italienischen Einfallslosigkeit von Ingeneuren, die selbst Nachts eine Sonnebrille tragen enstpricht  oder kultigen 80'er Jahre Vespa-Style mit minimalistischen, ergonomischen Zügen und Schöpfung eines grandiosen italienischen Star-Designers, der den maschinellen Ausdruck von "Dolce Vita" in eine Form gegossen hat, ist.

Wenn die Entscheidung getroffen hat, darf man sich angesichts des Brieftaschen-schonenden Preises auch mit der dahinterliegenden Technik ausseinandersetzen:

Die 0820 steht auf ziemlich großem Fuß, allerdings nicht unbedingt weil Sie damit angeben möchte, sondern weil sich hier schon gleich ihre erste Besonderheit zeigt:

Die vier gesteckten Füße abgenommen und die dahinterliegenden Schrauben gelöst, schon kommt man an die Pumpe:

S-IMG_2382

S-IMG_2380

Links unten die Steuerungselektronik der selbigen, links nach der Pumpe sieht man den sogenannten "Pulsor" eine Quickmill - Spezialität, der die Vibrationen der Pumpe auffangen soll, und dadurch die Pumpe leiser macht.
Das funktioniert auch bis zu einem gewissen Grad. Bei den kleineren, leichteren Geräten ist der Unterschied des Geräusches schon eklatant.
Dass bei der Architektur dann quasi das Wasser erstmal nach oben aus dem Wassertank herausgezogen, dann nach unten geführt um anschließend wieder nach oben zum Rest der Maschine geführt zu werden, ist zwar interessant, aber stört eigentlich nicht.

Jedenfalls wäre ein eventuell anfallender Pumpentausch durch die Lage extrem einfach. Ähnlich schauts auch mit dem Rest des Innenlebens aus, welches sich unter dem Deckel befindet, und durch Lösen von nur einer Schraube in der Mitte geöffnet werden kann.

S-IMG_2385

Diese geöffnet und der Blick ins Innere sieht so aus:

S-StrettaInside

Kurz erklärt so:

S-StrettaInsideerk

Was auf den ersten Blick noch kompliziert aussieht, ist eigentlich ganz simpel...
Das Wasser aus dem Tank geht über die Pumpe am Boden, über ein Magnetventil in den Thermoblock und dann in den Siebtäger. Überdruckabbau erfolgt dann über das Magnetventil.
Zwei einfache Anlegethermostate regulieren hier den Druck (einmal Dampf und einmal Kaffeetemperatur).
Das Dampfventil schließt bei ausgedrehter Dampflanze den Kaffeekreislauf, bzw. öffnet eben das Ventil.
Eigentlich recht einfach und trotzdem effektiv.

Nun haben wir die Maschine wieder zu gemacht um mal von außen auf den Brühkopf - der nächsten Besonderheit dieser Geräte - zu schauen:

S-IMG_2390

Nicht wie bei eigentlich allen anderen Systemen, bei welchen der Siebträger oben gegen eine Dichtung gedrückt wird, ist hier die Brühkopfdichtung horizontal auf den Selbigen montiert.

Das System funktioniert gut, benötigt aber einen speziellen Siebträger mit speziellem Sieb.

S-IMG_2391

S-IMG_2392

S-IMG_2393

Und hat somit die für manchen Laien ungewohnte Eingeschaft, dass der Siebträger deutlich über die 90° eingespannt werden muss.

Eine weitere Besonderheit ist der Tank, der seitlich entnommen wird.
Was vor allem bei tiefen Oberschränken zumindest einen kleinen Vorteil darstellt.
Ansonsten handelt es sich um einen einfachen Kunststofftank - druchschichtig.

S-IMG_2378

Was man schon an dem Foto erkennt aber hier noch deutlicher zu sehen:

S-IMG_2377

Das Panarello - für manche eine nette Aufschäumhilfe.
Für andere eine der schlimmsten Erfindungen seit dem Sahne-Cappuccino.
Definitiv der Tod jeder Latte - Art Ambition....

App

(oder hier in Youtube direkt: Klick!)​

Und was soll ich sagen - die etwas geringe Temperaturstabilität macht sich sicher bemerkbar. Die Wiederholbarkeit der einzelnen Shots ist schon nicht allzugroß, aber jeder Shot war genießbar.
Gar nicht schlecht für ein Gerät <400€, noch weit weg vom Optimum, aber schon deutlich besser wie in den allermeisten Restaurants oder Cafe`s mit ihrer überteurten High Tech Ausstattung und keiner Ahnung von der Einstellung...
Wir sind nicht auf dem Niveu einer ordentlichen Kesselmaschine, aber schon sehr brauchbar was da rauskommt...

Anderes Thema ist natürlich der Milchschaum.
Mein Versuch mit Panarello:
 

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Naja... ich kann ich auch gerne zugeben, dass ich die Panarello-Dinger nicht mag... Nachdem man hier relativ wenig Einflussmöglichkeit hat, will ich aber behaupten, dass das Ergebnis durchaus "normal" ist.
Hat mit 'nem richtig guten Cappuccino jedoch nicht viel zu tun...

Mein 1. Versuch ohne Panarello:
 

App

(oder hier in YouTube direkt:Klick!)

 

War wie oben erwähnt mein erster Versuch, einhändig (die andere Hand war an der Kamera). Ist ja schon ganz brauchbar, mit ein wenig Übung bekommt man aus der Lanze tatsächlich einen richtig guten Schaum.
Zwar sicher nicht so komfortabel, wie mit einer Kesselmaschine, auch deutlich langsamer, aber immerhin!

In den wesentlichen technischen Aspekten unterscheiden sich die Baureihen der 0835, 3000, 3004 und 3035 nicht, außer eben durch die zusätzlichen Funktionen.
Die 3000 hier ist eigentlich eine 0820, in ordentlichem (übrigens sehr gut verarbeitetem) Edelstahl, bei der auch die Pumpe nach oben gerutscht ist,

sieht dann Innen so aus:

S-IMG_2404

Durch das etwas schwerere Gehäuse ist die nochmal einen Tick leiser - aber wirklich nur minimal.
Ansonsten eben doch deutlich wertiger, schöner, und haptisch eine andere Liga, jedoch eben auch deutlich teurer...

Die 3004 hat dann einen zweiten Thermoblock verbaut, von außen ist hier lediglich ein Licht (eben parallel zur Thermoblockheizung geschalten) der Unterschied. Im Inneren sieht das dann so aus:

S-IMG_2394

Das Chaos, das auf den ersten Blick erscheint, ist bei näherer Betrachtung wieder gar nicht sooo schlimm....
Zwei Pumpen, zwei Thermoblöcke - eigentlich zwei komplett getrennte Systeme.
Einziger Vorteil ist hier, dass Dampf eben jederzeit zur Verfügung steht.

Die Geräte mit der integrierten Mühle sehen dann so aus, wie hier z.b. die 3035

S-IMG_2408

Vorne links sieht man die Steuerungselektronik der Mühle. Dahinter eben die Mühle mit kleinem 43mm Mahlwerk.
Bei den Thermoblockgeräten entsteht zwar weniger Abwärme, die die Bohnen aufheizt, trotzem werden diese nach längerer eingeschaltener Maschine etwas erwärmt.
Immer ein Nachteil.
Genauso wie der relativ lange weg des Mahlguts zum Siebträger.
Das funktioniert alles irgenwie... aber eben doch suboptimal.

Über die Evo 70 Linie schreibe ich in einem separaten Bericht, den finden Sie hier: Klick!

 

Mein Fazit:

Trotz Vorbehalte sind die Geräte schon sehr brauchbar.
Für den schmalen Geldbeutel, der trotzdem nicht auf einen guten Caffè verzichten möchte, ist die 0820 eine Empfehlung wert.
Die Bedienung ist einfach, die Maschine ist schnell aufgeheizt und letztlich eben günstig - und trotzdem sehr robust. Somit für eine lange Haltbarkeit ausgelegt.

Ein deutlich wertigeres Aussehen gibts hier mit der 3000'er, die dann schon mehr nach einer richtigen Espressomaschine aussieht, kann aber im Prinzip das Selbe.

Die ganz Ungeduldigen, die sich die (kurze) Wartezeit zwischen Kaffee und Dampftemperatur sparen möchten, sind mit der 3004 gut bedient.

Nur, wenn wirklich was gegen "das Zweite Gerät" in der Küche spricht, kommen die Geräte mit integrierter Mühle in Frage. Besser ist dennoch immer eine seperate Mühle.

Ein Kompromiss sind die Geräte immer, meiner Meinung nach, stehen die kleinen Thermoblock Geräte den kleinsten Kesselmaschinen hinsichtlich Qualität des Caffès in nichts nach.
Aber spätestens bei ordentlichen Maschinen mit von der Brühgruppe getrennten Kesseln, wesentlich höherer Temperaturstabilität und am Besten noch Preinfusion, können die Thermoblockgeräte Qualitativ nicht mehr mithalten.