Ambient&spresso Vesuvius

Ambient&spresso Vesuvius

Die wahrscheinlich spektakulärste Neuerscheinug des Jahres kommt diesmal aus einer recht jungen Espressomaschinenschmiede, im tiefsten Neapel.

Antonio Nurri ehemaliger Exportmanager der Firma Izzo, hat sich mit der Elcor s.r.l. einen Partner gesucht der zumindest in der Produktion von Kleingeräten insbesondere Barmaschinen, aber auch schon Pad-Maschinen, erfahrung hat, technisch zwar etwas vollkommen neues - aber dennoch im klassischen Maschinenbau fähig genug. Neben der Designmaschine Ventus (siehe:Klick), die ja optisch schon vollkommen neue Masstäbe setzt, wurde hier die Ventus geboren - Ein Gerät das technisch die Messlatte, der Höchsten Prosumerklasse neu setzt.
Was sich so euphorisch nach Werbetext anhört, ist tatsächlich der Versuch einigermaßen subjektiv zu bleiben. Fällt mir aber diesesmal richtig schwer... Ich schieß es mal vorraus, ich bin schwer beeindruckt - bissher kannte ich solche Geräte erst im vollproffesionellen Bereich, für Preise die einen neuen Kleinwagen erlauben...

Bereits auf der Host, im Oktober 2013 seine erste Studie zur "Vesuvius" vor - war damals aber noch nicht so richtig was zum anpacken, glänzte mit technischen Angaben.
Die mal ganz nüchtern so lauten:

Dualboiler
1,5l Dampfkessel, 0,8l Brühkessel in Reihe geschalten.
natürlich freie Temperatureinstellung beider Kessel.
5 stufiges, frei programierbares Pressureprofile auf 5 Speicherplätze
Getriebepumpe
Festwasser und Tankbetrieb möglich.
Auf E61 Brühkopfbasis - Thermosyphon.
 

Aber nun erstmal zum weniger spektakulären, dem Äusseren.
Nüchtern Betachtet ein Edelstahlkasten, mit einer Tiefe von 50 cm Breite von 38 cm und Höhe von 42cm.
Zentral die E61'er
VesuvioFrontal

 

Rechts oben sieht man das Display, was aber auch ein Touchscreen ist - zentrale Bedieneinheit, aber dazu weiter unten.
Die Front ist etwas Herausgezogen, was die Maschine auch optisch aufwärtet.

Links noch eine Schnalle, die das Gehäuse für den Tank öffnent

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.
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Der liegt etwas anderst als bei allen anderen.
Auch sieht man hinter der Abdeckung zwei Schalter - einmal für die allgemeine Inbetriebnahme inkl. Brühkessel.
Und seperat einen Schalter für das Zu/Abschalten des Dampfkessels.

Ein Blick unter die Maschine Zeigt noch den Festwasseranschluß, bzw. den Schlauch zur Abtrofschale.
Mit dem Schalter am Boden lässt sich eben dieser Ein/Ausschalten.
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Bevors zur Technik geht, noch ein paar bessere Bilder - hatte gerade einen Fotographen im Haus, der das eindeutig besser kann, und die Eleganz der Maschine auch besser einfängt:
Seperat gibts hier einige Bilder in höherer Auflösung:Klick!

 

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Nunmal aufgeschraubt, und ins innere geschaut.
Der Deckel ist wie schon fst standart mit vier Schrauben fixiert und superschnell geöffnet

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recht geräumig da drin... Links die zwei Kessel - Brühkessel Unten/Hinten.
Rechts sieht man die Zentrale Steuereinheit.
Rechts der Tank mit zwei Silikonschläuchen - anderst als bei Herkömmlichen Geräten mit Vibrationspumpe ist die Aufgabe des zweiten Schaluchs allerdings nicht der Überdruckablauf...

Im Festwasser Modus, wird nämlich tatsächlich der Tank automatisch gefüllt.
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Ein etwas ungewöhnlicher Weg - den Ambient&spresso hier geht. Auf Nachfrage hat es aber den einfachen Grund, dass die Pumpe in dem Speziellen Fall - für die Unterschiedlichen reproduzierbaren Drucke bei Unverfälschter Anzeige (sehen wir später noch) Wohl immer den selben Ausgangspunkt benötigt. Sprich muss drucklos sein.

ganz klein in der Mitte eines der Besonderheiten - die Getriebepumpe
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Mehr ist nicht drin... aber das ist schon eine ganze Menge.

Kommen wir mal zu den wesentlichen Punkten - dem Pressure-Profile bzw. den Einstellmöglichkeiten... Alles wir düber das Touchpad gesteuert.
So sieht das Touchpad im normal Zustand aus:

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Mit einem Druck ist man im Pressure-Profile Menu:

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mit einer kurzen Berührung auf eine der Punkte P1-P5 würde die Maschine nun mit dem jeweilig einprogramierten Profil loslegen.
Hält man eine der Tasten ca. 6 Sekunden kommt man in die Programierung.
Funktioniert "Easy"

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!. Phase wieviel Sekunden, soll diese gehalten werden, bei wieviel druck. - hier mal 10sek. bei 5 Bar.

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2. Phase 5sekunden bei 7 Bar

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will man z.b. nur 3 Phasen, gibt man bei der 3. Phase einfach 0 sekunden an.

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die vierte genauso...

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und in der 5. Phase eben 99 sekunden bei 9 bar.....

Zum Bezug gleich noch - ersmal gibt hier ja noch sooooviel anderes zum Spiel... äh ich mein einstellen.
Drückt man im ersten Menu das haus, kommt man ins Hauptmenu

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Oben Links gibts den Eco-Modus - dieser würde das Gerät nach einer (frei Programierbaren Zeit) runterschalten, auf ein tieferes Temperaturlevel - z.b. 60° Brühkessel auf 60° Dampkessel.
Hat natürlich den Vorteil der Energieersparnis - erst mit dem Wählen eines Druckprofils wird dann das Gerät wieder auf die nötige Temperatur gebraucht - dauert dann aber auch nur einige Minuten.

Die Temperatur lässt sich natürlich auch recht einfach einstellen. - eben durch das Thermometer

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Läuft in 0,5°C Schritte.
Der nächste Punkt ist - wer hätte es gedacht - ein Ausschalter.
Über die Uhr kann man erstmal die Uhr einstellen, allerdings auch gleich eine Zeit für ein automatisches einschalten einstellen.

Spart die Zeitschaltuhr.

Unter dem Werkstattsymbolen verstecken sich aber nciht wirklich viele Einstellungen..
hier gehts nur um Servicerrinierung und Statistiken...

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Nunmal zu den "advence Settings" dazu muss man das Gerät am Touchpad in den Stand-by Modus schalten

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und drei Punke (Rechts unten, Links unten und Links oben) gedürckt halten - was zugegebener Maasen mit einer Hand schon etwas "advanced" ist... geht aber...

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Hier kann man dann ersmal den Bildschirm auch invertieren. (eigentlich waren wir bissher im "Revers Modus" war aber einfacher zu fotographieren).
So sieht dann der normale modus aus:

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Kontrast ist hier auch einstellbar - allerdings hab ich nun nicht wirklich einen Unterschied feststellen können, wenn man den runterdreht.

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Unter "Farbe ON" kann man nun - ganz wichtig - die verschiedenesten Farben wählen.

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von schönem (aber irgendwie unpassendem) an die guten alten C64-Zeiten erinnernden Monochrom Grün

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über etwas gewöhnungsbedürftigem Lila (sieht in Natura deutlich lilaner aus)

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über modisches Rot

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Gibts da noch interessante Farben wie Gelb aber auch verschiedene andere Blautöne etc...

Natürlich ist das ganze auch in verschiedenen Sprachen möglich

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Besonders wichtig, die Maschine hat natürlich Ihren eigenen Namen,
Meine hieß wohl schon vom Werk an >3D5 Orchestra - werde sie aber bei gelegenheit mal umbenennen...
Fridolin vieleicht - oder R2D2 ?

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Denke ich hör aber nun auf, man kann noch ne ganze Menge andrer Sachen einstellen, wie z.b.
eine Service Telefonnummer hinterlegen,
man kann die Profielprogramierung sperren,
einen "Buzzer" einschalten,
man kann den maximalen Pumpendruck erhöhen (wird aber in der Anleitung davor gewarnt)
Die Empfindlichkeit des Touchpads selbst lässt sich einstellen,
schon interessanter, ein Sequentieller Heizmodus ein/ausschalten (entweder heizen beide Boiler wenn sie es brauchen paralel, oder der Brühkessel bekommt den Vorrang und immer nur eine Heizung ist an).
Service Zyclen lassen sich einstellen,
genauso wie Temperaturanzeige in °C oder °F,
die Temperatur des Servicekessels kann man einstellen.
Die Hysterese bzw. die maximale Abweichung vom eingestellten Heizpunkt lässt sich ebenfalls einstellen.
Auch lässt sich einstellen, was der PID überhaupt anzeigt - Ambient&spresso gehen von einem linearen Offset von 5°C aus, allerdings kann man den selbst verändern, oder auch die ist Temperatur im Kessel anzeigen lassen.
Eben die oben erwähnten Eco-Mod-Einstellungen,
Ab wann die Maschine automatisch in den Eco Modus schaltet.
und dann noch ein Time Out bei der Kesselfüllung...

Kurzum, auch wenn der Hersteller hier schon einige Vorgaben macht, und quasi dem späteren Besitzter Werkseinstellungen mitliefert, gibt er dem Anwender quasi absolute Freiheit - so ziemlich alles, was einstellbar ist, kann man auch einstellen.
Auch wenn man sicher darüber diskutieren kann wie Sinnvoll die eine oder andere Einstellung ist - ganz konsequent, der Bediener darf hier alles!
 

So dann mal die gute in Aktion.

Das Display arbeitet nämlich auch während dem Bezug recht genau und Zuverlässig.
Es zeigt den genauen Druck, das eingestellte Druckprofil, sowie Brühtemperatur (aber auch Temperatur des Servicekessels) und letztendlich die Zeit des Bezuges an.
Das ganze sieht so aus, und hört sich so an... gleich mal vorweg, die Geräusche die die gute Macht, sind sehr viel leiser als dies auf dem Video wirkt - im nächsten Video hat man da einen guten Vergleich...

Das Display in Aktion:

App


(direkt zu Youtube hier Klicken)

 

Mit Bezug sieht das ganze dann wie folgend aus.
Nun auch mal auf das Geräusch achten - man hört hier wie das Wasser in die Tasse plätschert...
Oder anderst gesagt, es ist sicher ein Geräusch, dass man nun nicht unbedingt von Espressomaschinen gewohnt ist, hat je nach Druck verschiedene Höhen und Tiefen - ist aber tendenziell leiser als die allermeisten Rotationspumpen.
 

App

(direkt zu YouTube wäre hier)​

So... denke rein Objektiv ist nun das allermeiste gesagt.... zum Subjektiven

Mein Fazit:

Die Vesuvius ist Designtechnisch auf den zweiten Blick wohl doch recht gelungen, nicht unbedingt das Schönste was es auf dem Markt gibt, aber in jedem Fall sehr ansehnlich.
Die E61 - quasi das Standartteil - wird zwar immer gerne Kritisiert, scheint aber in diesem Falle (ähnlich wie bei anderen Dualboilern mit E61) sehr Temperaturstabil zu sein.
Unbedingt auf eine gesätigte Brühgruppe zu setzen, ist nciht nötig - allen anschein nach sogar überflüssig.
Die Wiederholbarkeit der einzelnen Bezüge ist derart groß, dass hier eigentlch kein wirklich spürbares Verbesserungspotenzial gegeben ist. Und das wohlgemerkt ohne colling Flush.

Pressure Profile hingegen, ist in dem Bereich was vollkommen neues - erst recht mit den Möglichkeiten die die Vesuvius hier bietet. Und was soll ich sagen, es funktioniert.
Ich hab die Vesuvius inzwischen gut zwei Wochen im Einsatz bin ständig am Probieren, und jede noch so kleine änderung der einzelnen Druckstufen, verändert das Ergebniss spürbar - das geht soweit, dass man aus der gleichen Bohne (gleiche Mühle etc.) vollkommen verschiedene Caffès machen kann.
Hier bis zu fünf verschiedene Druckpunkte einzustellen + andere Brühtemperatur + den üblichen Faktoren wie Kaffeebohnen, Mahlgrad etc. sind derart viele Möglichkeiten, das man wohl doch ein wenig länger braucht, um nicht gleich zu sagen Monate brauchen wird, um wirklich alles zu erfahren was man hier in die Tasse zaubern kann.
Die Vesuvius hängt technisch alle Geräte ab die bissher so auf dem Markt sind.
Die R58 als bester "normaler" Dualboiler sowieso, aber auch die Marzocco GS3 hat nun auch einen ernsthaften Konkurenten - der im Vergleich hierzu sogar deutlich günstiger ist.
Wobei das Wort günstig natürlich sehr relativ in dem Bereich ist.

Die Maschine wird künftig für 3500€ inkl. Lieferung zu haben sein.

Sicher kein Schnäpchen, aber für die ambitioniertesten Heimanwender mit nötigem Kleingeld sicher eine Überlegung - und letztendlich aber auch für Röstereien, kleine Caffès etc. die das letzte aus den Bohnen herausholen wollen fast schon unverzichtbar.
Persönlich bin ich begeistert - bin nun seit 15 Jahren in dem Geschäft, und muss ehrlich zugeben, dass ich vor der intensiven "spielerei" mit der Vesuvius noch nicht wirklich wusste wie unterschiedlich die selbe Bohne schmecken kann.

Ein dickes JA zu dem Konzept, auch wenns mehr Technik, mehr Elektronik und mehr Bling Bling ist als ich es bissher gewohnt war.

Trotzdem noch etwas jammern auf hohem Niveu.
Die Mitgelieferten Füße sind etwas zu weich, hier war die Dampfung der Restschwingung bzw. auch die Geräuschreduktion etwas zu wichtig. Allerdings werden bald alternativen zu haben sein.
Und, die Tassenabstellfläche wird Partziell nicht heiß genug. Die Kesselisolierungen sind zu gut... Eifnachste abhilfe ist aber schon mit der öffnen der Isolierung des Brühkessels erledigt.