Bezzera Strega - die Hexe!

Im ersten Quartal 2011 stellte Bezzera seinen ersten echten Handhebler mit Tankbetrieb vor.

Hier unser Einführungsbericht zu der selbigen:

Ich fange mal bei Null an:
Die Strega ist in erster Linie ein Zweikreissystem, welchem mit einem 2l Kessel ausgestattet ist.
(Hoffentlich unnötig zu erwähnen, heißt zwei Kreisläufe in einem Kessel - erlaubt gleichzeitig Dampf & Kaffee).

Maße:
ca. 33cm breit,
47cm tief und
71cm hoch (ohne Hebel ca. 41cm).

Architektur und Aufbau des Geräts sind erstmal ähnlich der Giulia (Mitica, Magica, ECM III'er etc.). Den größten Unterschied macht die Brühgruppe.

Nennleistung wird mit 1350-1550Watt angegeben, wir haben selbst bei laufender Pumpe und Heizung keine 1400Watt gemessen (Steckdose inkl. Spannungsabfall lag bei 228Volt).

Tatsächlich pumpt die Pumpe nach betätigen des Hebels Wasser durch den Wärmetauscher in die Brühgruppe. Wenn der Hebel nach oben geht, ist die Brühgruppe die ersten cm weiterhin offen, sodass das frisch in den Wärmetauscher gepumpte Wasser sich erhitzt, ausdehnt und auch nach abschalten der Pumpe etwa 10-20 ml (sehr schwer zu messen) Wasser in die Brühgruppe drückt. Mit welchem Druck ist natürlich noch schwerer zu messen, wir kamen bei Versuchen ohne Bezug auf etwa 1 Bar.
(Ob man das nun Preinfusion nennt oder nicht, ist wohl reine Definitionssache, aber nachdem diejenigen, die da mit diskutieren, sich als letzte Argumentation immer wieder einen Schuss in eine Richtung erlauben, die ja im Endefekt sagt, dass meine Meinung eh nicht zählt, lass ich das...).

Die Brühgruppe selbst wird elektrisch beheizt, tatsächlich haben wir gerade mal eine Hysterese von 1° an der Brühgruppe feststellen können (Infrarotthermometer 0,9° Angelegtes Thermometer als Multimetereinsatz 1°).
Man kann sicher darüber streiten, ob eine elektrische Beheizung und Steuerung via Anlegethermostat, der Brühgruppe sinnvoll ist, definitiv ist die Brühgruppe aber sehr Temperaturstabil, was der bloßen Masse geschuldet sein dürfte.
(Rein rechnerisch dürfte die Brühgruppe allein an die 9-10Kg haben...)

Die Brühgruppe ist die Gleiche wie die der BZ2000AL Hier mal eine Explosionszeichnung:



Technisch wie gesagt identisch bis auf den Microschalter, den die BZ2000AL ja nicht hat.
Was gefällt ist die massive Ausführung.
Was nicht gefällt, ist dass der oberste Aufsatz verchromter Kunststoff ist.

Was mir persönlich nicht so gefällt, ist dass der Hebel der Gruppe nach oben hin offen ist, sodass man den tatsächlichen Brühdruck nicht manuell verstärken kann.
(Handhebelfreunde wissen was ich meine)

Denke soweit mal alles zum nüchternen Teil.

Rein optisch und haptisch macht die Strega einen sehr schönen Eindruck. Bezzera typisch sehr gute Verarbeitung, schwer und mächtig, trotzdem mit einer gewissen klassischen Eleganz:










Rechts daneben eine Casadio Istantaneo Mühle,
Links eine Isomac Tea dann eine Obel Junior, Macap MD4 etc...
Denke Sie sticht schon raus.

 

Der Aufbau auf der Theke lässt es erahnen. Die kleine Hexe muss sich auch gegenüber ihren "Nachbarn" behaupten.
Die Strega steht hier einer Isomac Tea (als klassischer E61 Vertreter)
Und einer 2 gruppigen La SanMarco 85-Leva-2 aus dem Jahre 1992 gegenüber.






Gemahlen wurde für die Strega mit der Macap,
für die Tea mit der Obel und
für die LSM mit der Azkoyn Caprico (heißt jetzt aber anders,,,)


Vorweg, der Vergleich hinkt sowieso, mal abgesehen davon, dass wir unterschiedliche Mühlen haben, steht die Tea eben als Tankmaschine und die LSM als Gastrobomber mit Festwasser und Riesenkessel dran. Liegt aber schlicht daran, dass es nun mal keine richtige Referenzmaschine gibt. Als echter Hebler mit Tank, hab ich nichts anderes.


Was als erstes schon vorab auffällt, ist dass die Tea mit ca. 11,5 Bar Druck den feinsten Mahlgrad braucht, die Strega einen ordentlich gröberen Mahlgrad, und nochmal ein Tick gröber für die LSM.


Verwendeter Caffè für den Test war Parrottacaffè Gran Crema und Amabile.


Nun geht’s los, Mahlen und Anpressen in den Strega-Siebträger. Der ist übrigens nicht der BZ Siebträger von der BZ07/10 Linie, auch keine Standart-E61'er sondern eine Version des BZ-Siebträgers, mit höherer Kante. Passt also nur in diese Brühgruppe.









Und so läuft das ganze raus:














 

Das Ganze noch aus einer anderen Perspektive:



















und der obligatorische Zuckertest:





(ich gebs ja zu, waren zwei Shots für die Fotos....)

 

Die Referenz Espressi eben aus der Tea:





und der LSM:





Ne ganze Menge Fotos, die zum größten Teil für sich sprechen.
Nach wie vor ist ja schließlich das Ergebnis das was zählt.
Der Versuchsaufbau, so wie er da steht, lief jetzt seit Donnerstag.
Jeder zweite Kunde, der ungefragt zum falschen Moment in den Laden gelaufen ist, musste gleich mal drei Espressi trinken... (Ein Mitboardie, der hier aber nicht mehr schreiben will, verbrachte am Freitag den halben Tag bei uns, mit ca. 20 Espressi, verließ er unseren Laden leicht wankend...)
Selber haben wir natürlch auch ohne Ende probiert.


Eine knappe Zusammenfassung der Geschmackserlebnisse ergibt eigentlich das, was vorher schon fast klar war:
Auch bei optimaler Einstellung und bei tausend Versuchen das beste aus den jeweiligen Geräten rauszubringen (vor dem Finale heute waren die Mühlen abwechselnd auf die unterschiedlichen Geräte eingestellt – da kam auch die Casadio zum Einsatz)


Rein vom Körper bzw. der Kraft der einzelnen Nuancen, schlägt die Strega mit dem ungewöhnlichen Aufbau, die klassische E61. Man hat einen sehr viel intensiveren und länger anhaltenden Geschmack. Allerdings kommt sie noch nicht ganz an unsere klassische Hebelmaschine ran, auch wenn sie auf dem besten Weg dahin ist.


Was allerdings bei der Strega noch auffällt, ist dass das Ergebnis noch mehr als bei der LSM und sowieso mehr als bei der E61, von der Bedienung abhängig ist. Definitiv ist es schwerer bzw. erfordert es mehr Übung das Optimum aus der Strega herauszuholen.