Die Quickmill Veloce
ab den 40'er Jahren des 20. Jahunderts setzten sich Handhebelmaschinen mehr und mehr als zuverlässige und für die damalige Zeit, sichere Alternative zu denen damals üblichen Espressomaschinen durch.
Anfangs erzeugte man den Druck noch direkt - quasi durch drücken des Hebels - später, sehr viel komfortabler und vor allem druckstabiler, dann aber mittels einer starken Feder, die durch den Hebel "aufgezogen" wird und den Brühdruck durch langsames Entspannen erzeugt.
Mit der Entwicklung von echten Pumpengeräten, insbesondere der Faema E61 anfang der 60'er Jahre wurden diese Geräte aber langsam verdrängt. Nur in Gebieten, bei denen keine einwandfreie Stromversorgung möglich war (auf einigen Inseln noch ist), sowie um die Gegend von Napoli sind Handhebelgeräte noch der Standard.
Dabei bieten Handhebelmaschinen, generell drei Vorteile gegenüber den herkömmlichen Pumpengeräten.
Echte, reinrassige Handhebler benötigen keine Pumpe, dafür aber Festwasser - zur Füllung des Kessels wird eben ein Anfangsdruck benötigt. Wenn man die elektrische Heizung mit einem Gasbrenner ersetzt, benötigen die Geräte nicht mal Strom.
Und Handhebler haben das, was erst seit kurzer Zeit auch elektrisch (zu sehr stolzem Preis) umgesetzt wurde - Pressure Profile - sprich eine Druckkurve statt einheitlichem gleichzeitigem Druck - allerdings wird bei Handheblern der Druck zum größten Teil von der Feder aber dann eben auch von der Mahlgradeinstellung und dem Benutzer manuell beeinflusst.
Der dritte, oftmals wichtigste Grund, für Handhebelgeräte ist schlicht und einfach eine richtig kultige Bedienung.
Im Semiprofessionellen Bereich waren Handhebler, bis auf direkte sehr schwer zu bedienende Geräte von Pavoni, schon eine relative Seltenheit, bis 2011 mit der Bezzera Strega das erste reine Tankmodel, das in großer Serie gefertigt wird, auf den Markt kam.
Neben der Kesselfüllung, wurde die Brühgruppenfüllung hier durch eine Pumpe produziert (Klick!)
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Geräten, die den Anspruch haben, eben für das private Segment gebaut zu werden - allerdings haben alle irgendwo Ihren Kompromiss.
Die Strega, die selbst mit der Brühgruppenfüllung über die Pumpe als Zweikreiser konzipiert, und mit relativ schwacher Feder auskommen muss,
Geräte wie die Londinium oder die Izzo Alex Leva, die QM Achille, die auch relativ teuer und oftmals zu groß für den heimischen Küchentisch ankommen
oder klassische Hebelmaschinen, wie die Ambientespresso Ventus, oder Bosco, die zwingend einen Festwasseranschluss benötigen und nur dadurch zur Semiprofessionellen Maschine gezählt werden können, da sie mit nur einer Gruppe selten für professionelle Anwendungen taugen.
Nun hat Quickmill, mit der Veloce ein Gerät rausgebracht, das genau in diese Lücke stoßen will... mein persönlicher Eindruck ist, dass dies gut gelungen ist aber auch diesmal wieder nicht ganz ohne Kompromisse auskommt:
Bereits auf der Host 2015 in Mailand stellte Quickmill die Veloce vor, die bis dahin nur in Kleinstserie ausschließlich für den Anglo-Amerikanischen Markt entwickelt wurde.
Im Prinzip eine "kleine Achille" mit PID. Nur mit Wassertankbetrieb möglich, klassischen Steigrohr (Dipper).
Sie kam dann endlich Anfang Mai auch nach Mitteleuropa!
Die QM Veloce - kommt erstmal in einem Karton daher, der kaum glauben lässt, dass da nur eine Maschine drin ist:
Das Etikett lässt aber keinen Zweifel
Irgendwie lässt sich Quickmill von Ihren Nummern nicht abbringen - allerdings versteckt sich hinter dem Kürzel tatsächlich eine Veloce...
und erstmal Schaumstoff
unter dem Schaumstoff erstmal nur ein roter Sack
raus mit dem
und weg mit dem Sack
Den Hebel muss man selbst noch einsetzen - um die ganze Pracht der Maschine zu erkennen
So steht die "Schnelle" (wie kam man nur auf den Namen?) nun da.
Grundgehäuse ist an die Andreja angelehnt, äußert gute Metallverarbeitung des Gehäuses - was in den letzten Jahren eine absolute Spezialität von Quickmill geworden ist - tatsächlich laufen die hier den Mittbewerbern alla Bezzera, Rocket, BFC sowieso und Viebiemme den Rang ab.
Tadellose Verarbeitung und sorgfältig gearbeitete Details. - Auch wenn ich nicht weiß, ob ein extra Quickmill Aufdruck auf dem Tankdeckel hier wirklich den Eindruck verbessert - :
Zumindest vergisst man nicht wer das Gerät gebaut hat.
So sieht die Gute komplett aus (mit Siebträger und mitgeliefertem Tamper):
Nicht ganz klein, aber doch wesentlich kleiner als das Schwestermodel Achille.
(Breite 32cm - Tiefe 48cm und Höhe ohne hebel 42cm) Also nur ein wenig wuchtiger als "übliche" semiprofessionelle Geräte.
nun aber gleich mal Schraubenzieher raus, und aufgemacht das gute Stück... Der erste Blick zeigt, was man eben von einem Handhebler erwartet - ein ordentlicher Kessel:
Und das auf komplettem Edelstahlgrundgerüsst.
Zwei Ltr Edelstahlkessel, isoliert, senkrecht eingebaut.
Das erste Mal hatte ich den Eindruck, dass ein Hersteller bei der Kesselgröße untertreibt... Ich hab hier schon den Eindruck, dass hier mehr als 2 Ltr. drin sind, auch steht in der offiziellen Artikelbeschreibung noch was von Kupferkessel...
Das stimmt wohl nicht so wirklich....
Ist definitiv ein Druckstahl Kessel... Blick von oben, ist das was man erwartet - Dampf und Heißwasserabnahme, oberer Anschluss zum Steigrohr unten noch das Sicherheitsthermostat und der Anschluß des Thermofühlers zum PID.
Rechts vom Kessel ein nicht ganz so schöner Anblick...
Ein Kabelwirrwarr um die Steuerbox - zwar alles sicher und Themperaturgeschützt angelegt, aber irgendwie hätte man das sicher schöner lösen können...
Links vom Kessel
noch ganz klein und schon fast verschämt in der Ecke - die Vibrationspumpe, mit Pulsor, wie erwähnt, ausschließlich zur Kesselfüllung...
Viel mehr findet man in dem Maschinchen, natürlich nicht... braucht auch nicht mehr...
also wieder zu gemacht, und mal die Details angeschaut...
Vorne links der PID - Eigenentwickluckung von Quickmill, und meiner Meinung nach, optisch sehr gut gelungen...
Unter dem PID sieht man noch den Hauptschalter mit drei Positionen, 1 für Kesselfüllung (bzw. Betrieb ohne Heizung) 2 eben für den Betrieb, also mit Heizung, 0 um das Gerät wieder auszuschalten.
Links die "On" Leuchte, rechts die Heizungsleuchte.
Der PID ist super easy zu steuern, lange auf die linke Taste gedrückt und man programmiert die Temperatur
Hierzu dient die Taste links für runter und rechts für hoch. Angezeigt und programmiert wird die tatsächliche Kesseltemperatur.
Man kann den PID komplett selbst programmieren, also ab wann eingeschalten wird etc. - das lasse ich aber mal komplett draußen - denke die empfohlene und voreingestellte Einstellung wird für die allermeisten Anwender auch bleiben...
Rechts das Manometer, ebenfalls sehr gut gelungen.
inkl. obligatorischer Italienischer Flagge!
Zur Bedienung und wie ich finde dem einzigen echten Kompromiss...
Eingebaut ist die Schwere Rossi Brühgruppe, mit Edelstahlfeder - kompromisslos. Allerdings wiegt die Gute eben "nur" 30Kg
Was bedeutet "Ein-Handbedienung" :
is nicht.....
Man muss die Maschiene festhalten - wobei hier kaum mehr Anstrengung nötig ist
Zumindest nicht mehr Kraftaufwand, als das Ziehen des Hebels ohnehin von einem verlangt... schlanke zierliche Bediener werden sich hier schon etwas schwer tun...
Es ist nach kurzer Verabredung zwar geplant, das Gerät mit zusätzlichen Gewichten auszustatten, die auch nachgerüstet werden können, sodass eine Bedienung ohne Festhalten möglich ist, allerdings schreibe ich ja nun vom Ist Zustand... (mittlerweile 2020 sind Gewichte eingebaut)
Auf der anderen Seite finde ich diesen kleinen Kompromiss gar nicht so schlimm... Ist der Preis dafür, dass eben auch eine echte Rossi Gruppe mit Original Feder eingebaut ist - was vor allem dafür sorgt, dass das Ergebnis in der Tasse einer vollprofessionellen Maschine nicht nachsteht.
Dementsprechend gelang hier auch schon der dritte Versuch das Ergebnis ist absolut überzeugend:
(wenns nicht geht - hier Klicken!)
Man hört hier auch wie sich die Kesselbefüllung einschaltet - der Pulsor und das Gewicht der Maschine sorgen dafür, dass auch eine Vibrationspumpe leise vor sich hersummselt...
Noch ein Paar Impressionen - tadellos verarbeitet!
Fazit:
Die Veloce ist mit Sicherheit eine sehr wertvolle Erweiterung in dem Segment, und wird viele Anhänger finden.
Sie gehört mit zu den schönsten und bestverarbeitsteten Geräten in der Klasse - bei noch relativ "normalen" Ausmaßen und das Ganze zu einen sehr vernünftigen Preis.
Absolut kompromisslos ist hier das Ergebnis in der Tasse, mit einem sehr stimmigen Konzept, und letztlich echtem Gastrofeeling der 50'er Jahre.
Wohl die neue Königin in dem Segment, aber sicher nichts für Benutzer, die nach der einfachsten Zubereitungsmethode suchen.
Zu Kaufen gibts die hier: Klick!